
Blockchain ist mehr als nur Transparenz; sie ist Ihre rechtssichere Beweiskette gegen Produktfälschungen und Compliance-Verstöße.
- Sie schafft unveränderbare „digitale Zwillinge“ für jedes einzelne Produkt und sichert so dessen Herkunft und Authentizität.
- Smart Contracts automatisieren kritische Prozesse wie Zahlungen bei Lieferung und Zollanmeldungen, was Kosten senkt und menschliche Fehler eliminiert.
Empfehlung: Betrachten Sie Blockchain nicht als reines IT-Projekt, sondern als strategisches Werkzeug zur Minimierung Ihrer persönlichen Haftungsrisiken unter dem deutschen Lieferkettengesetz (LkSG).
Als Logistik-Manager oder Qualitätsprüfer stehen Sie täglich vor einer unangenehmen Wahrheit: Ein Papierzertifikat ist oft nicht mehr wert als das Papier, auf dem es gedruckt ist. Fälschungen von Luxusgütern, minderwertige Bauteile oder falsch deklarierte Bio-Produkte überschwemmen den Markt und untergraben das Vertrauen in Ihre Lieferkette. Der wirtschaftliche Schaden ist enorm, doch das wahre Risiko liegt tiefer: Mit dem deutschen Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) rückt die persönliche Haftung für Mängel in der Lieferkette in den Fokus. Wie können Sie beweisen, dass Sie Ihrer Sorgfaltspflicht nachgekommen sind?
Die übliche Antwort lautet oft „mehr Transparenz“. Doch Transparenz allein ist zahnlos, wenn die zugrundeliegenden Daten manipuliert werden können. Hier setzt die Blockchain-Technologie an, und zwar weit entfernt von der spekulativen Welt des Bitcoins. Der wahre Wert der Blockchain für die Supply Chain liegt nicht in der vagen Idee von Transparenz, sondern in ihrer Fähigkeit, eine unveränderbare, chronologische und gerichtsverwertbare Beweiskette zu schaffen. Sie verwandelt jedes Produkt und jeden Prozessschritt in einen fälschungssicheren digitalen Datensatz.
Dieser Artikel bricht mit der oberflächlichen Diskussion über Transparenz. Stattdessen zeigen wir Ihnen, wie die Blockchain als knallhartes Sicherheitsinstrument funktioniert. Wir analysieren, wie sie die Schwachstellen traditioneller Systeme schließt, Zahlungsprozesse revolutioniert und Ihnen die Werkzeuge an die Hand gibt, um die Echtheit Ihrer Produkte zweifelsfrei nachzuweisen – und sich so wirksam vor den wachsenden Compliance-Risiken zu schützen.
In den folgenden Abschnitten tauchen wir tief in die konkreten Anwendungsfälle der Blockchain-Technologie ein. Von der automatisierten Auslösung von Zahlungen bis hin zur fälschungssicheren Zollabfertigung werden wir die Mechanismen aufdecken, die Ihre Lieferkette wirklich sicher machen.
Inhaltsverzeichnis: Lückenlose Produktechtheit durch Blockchain-Beweisketten
- Warum Papier-Zertifikate im globalen Handel heute wertlos sind
- Wie lösen Smart Contracts automatische Zahlungen bei Lieferung aus?
- QR-Code scannen: Wie beweisen Sie dem Kunden, dass der Kaffee fair gehandelt ist?
- Warum Blockchain nichts mit Bitcoin-Spekulation zu tun hat
- Wann werden Zollabfertigungen durch Blockchain vollautomatisch in Sekunden passieren?
- Letter of Credit: Wie garantieren Sie, dass das Geld fließt, wenn die Ware den Hafen verlässt?
- Die Fehler bei der Ausfuhranmeldung, die Ihren LKW 3 Tage an der Grenze festhalten
- Wie überleben kleine Zulieferer den Wegfall des Verbrennungsmotors bis 2035?
Warum Papier-Zertifikate im globalen Handel heute wertlos sind
Papierbasierte Zertifikate sind das Fundament des traditionellen globalen Handels, aber in der heutigen digitalen Welt sind sie eine kritische Sicherheitslücke. Sie sind langsam, teuer in der Verwaltung und vor allem erschreckend einfach zu fälschen. Für Logistik-Manager und Qualitätsprüfer bedeutet dies ein permanentes und unkalkulierbares Risiko. Der Markenverband schätzt den wirtschaftlichen Schaden durch Produktfälschungen in Deutschland auf rund 8 Milliarden Euro pro Jahr. Das Problem ist nicht abstrakt; es hat einen klaren Ursprung. Im Jahr 2023 kamen 72,1 Prozent der vom deutschen Zoll beschlagnahmten gefälschten Markenartikel aus China, was zeigt, wie leicht gefälschte Ursprungszeugnisse den Zoll täuschen.
Das Kernproblem liegt in der fehlenden dynamischen Verifizierbarkeit. Einmal ausgestellt, ist ein Papierzertifikat ein statisches Dokument. Es kann nicht in Echtzeit überprüft oder mit dem physischen Produkt digital verknüpft werden. Diese Schwachstelle öffnet Tür und Tor für Manipulationen. Ein gefälschtes Bio-Zertifikat für Lebensmittel oder ein manipuliertes Ursprungszeugnis für ein Luxusgut kann katastrophale Folgen für den Ruf eines Unternehmens und die Sicherheit der Verbraucher haben. Die fehlende Nachvollziehbarkeit entlang der gesamten Lieferkette macht es nahezu unmöglich, den genauen Punkt einer Manipulation zu identifizieren.
Mit der Einführung des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes (LkSG) in Deutschland wird diese Schwäche zu einem direkten Haftungsrisiko. Das Gesetz verpflichtet Unternehmen, die Einhaltung von Menschenrechten und Umweltstandards zu garantieren. Ein gefälschtes Zertifikat eines Zulieferers kann somit zu empfindlichen Strafen und sogar zur persönlichen Haftung der Geschäftsführung führen. Die Blockchain bietet hier einen radikalen Gegenentwurf: Anstelle eines leicht kopierbaren Dokuments schafft sie einen einzigartigen, fälschungssicheren „digitalen Zwilling“ für jedes Zertifikat, dessen Historie für alle autorisierten Parteien lückenlos einsehbar ist.
Wie lösen Smart Contracts automatische Zahlungen bei Lieferung aus?
Ein Smart Contract ist kein Vertrag im juristischen Sinne, sondern ein Computerprogramm, das auf einer Blockchain gespeichert ist. Seine Funktion ist einfach und revolutionär: Er führt vordefinierte Aktionen automatisch aus, sobald bestimmte Bedingungen erfüllt sind. Für die Lieferkette bedeutet dies das Ende von manuellen, fehleranfälligen und langsamen Prozessen. Anstatt auf Rechnungen, Lieferscheine und wochenlange Banküberweisungen zu warten, wird die Zahlung ausgelöst, sobald die Ware nachweislich am richtigen Ort angekommen ist.
Stellen Sie sich folgendes Szenario vor: Ein deutscher Automobilzulieferer erwartet eine Lieferung von Halbleitern aus Asien. Die Bedingungen sind im Smart Contract festgelegt: „WENN ein verifizierter IoT-Sensor am Wareneingang in Stuttgart den Empfang von 10.000 Einheiten des Typs XYZ meldet UND die Qualitätsprüfung via Scan bestanden ist, DANN überweise den vereinbarten Betrag X vom Konto des Käufers an den Verkäufer.“ Dieser Prozess, der früher Tage oder Wochen dauerte und mehrere manuelle Eingriffe erforderte, läuft nun in Minuten ab. Plattformen wie IBM Blockchain Solutions, die sich in bestehende ERP-Systeme wie SAP S/4HANA integrieren, machen dies bereits heute zur Realität.
Der entscheidende Vorteil ist die Beseitigung der Notwendigkeit von Vertrauen zwischen den Parteien. Der Code des Smart Contracts ist für alle Beteiligten einsehbar und nach seiner Aktivierung nicht mehr veränderbar. Er agiert als unparteiischer digitaler Treuhänder, der die Regeln exakt und unbestechlich umsetzt. Dies reduziert nicht nur die Transaktionskosten und die Fehlerquote drastisch, sondern beschleunigt auch den Cashflow für die Lieferanten erheblich.
Der folgende Vergleich verdeutlicht den Quantensprung von traditionellen Zahlungsmethoden zu Smart Contracts in der Logistik:
| Kriterium | Traditionelle Zahlung | Smart Contract |
|---|---|---|
| Verarbeitungszeit | 2-5 Werktage | Sekunden bis Minuten |
| Manuelle Intervention | Erforderlich | Vollautomatisch |
| Fehlerquote | Hoch (menschliche Fehler) | Minimal (Code-basiert) |
| Kosten | Hohe Transaktionsgebühren | Reduzierte Gebühren |
| Rechtsverbindlichkeit | Etabliert | In Entwicklung |
QR-Code scannen: Wie beweisen Sie dem Kunden, dass der Kaffee fair gehandelt ist?
Für Endverbraucher sind Begriffe wie „fair gehandelt“ oder „Bio“ oft nur leere Marketingversprechen auf einer Verpackung. Die Blockchain-Technologie gibt Unternehmen die Möglichkeit, diese Versprechen mit harten, nachprüfbaren Fakten zu untermauern. Durch einen einfachen Scan eines QR-Codes auf der Kaffeepackung kann der Kunde die gesamte Reise der Bohne zurückverfolgen – vom Bauern in Kolumbien über den Röster in Hamburg bis ins Supermarktregal. Jeder Schritt wird als unveränderliche Transaktion in der Blockchain erfasst.
Die Initiative „Farmer Connect“ nutzt beispielsweise die IBM Food Trust Plattform, um genau das zu ermöglichen. Die Herausforderung bei Kaffee ist enorm, da die Bohnen von unzähligen kleinen Farmen stammen und auf ihrem Weg mehrfach gemischt werden. Die Blockchain löst dieses Problem, indem sie jedem Sack oder jeder Charge einen einzigartigen digitalen Token zuweist. Bei jeder Übergabe – vom Bauern zur Kooperative, vom Exporteur zur Reederei – wird eine Transaktion in der Blockchain aufgezeichnet. Diese Informationen werden gesammelt und über eine App für den Verbraucher zugänglich gemacht, der so Einblick in die Herkunft, die Zertifikate und sogar den Preis erhält, den der Bauer bekommen hat.
Dieses Maß an Transparenz geht weit über ein statisches Fair-Trade-Siegel hinaus. Es schafft eine emotionale und faktenbasierte Verbindung zwischen dem Konsumenten und dem Produzenten. Für das Unternehmen ist es der ultimative Beweis für die Einhaltung der eigenen Nachhaltigkeits- und Qualitätsversprechen und ein mächtiges Werkzeug gegen Greenwashing-Vorwürfe.
Die Verknüpfung der physischen Welt mit der digitalen Blockchain ist hierbei entscheidend. Der QR-Code dient als Brücke, der das physische Produkt mit seinem digitalen Zwilling in der Blockchain verbindet.

Wie dieses Bild symbolisiert, wird die Information über Herkunft und Echtheit direkt in die Struktur des Produkts selbst „eingewebt“. Der Kunde erhält nicht nur ein Produkt, sondern eine verifizierbare Geschichte, die Vertrauen schafft und die Markenloyalität stärkt. Es ist der Wandel von einem bloßen Versprechen zu einem interaktiven Beweis.
Warum Blockchain nichts mit Bitcoin-Spekulation zu tun hat
Die häufigste und zugleich schädlichste Assoziation mit der Blockchain-Technologie ist ihre Verbindung zu Kryptowährungen wie Bitcoin. Für den professionellen Einsatz in der Industrie ist es entscheidend, diese beiden Konzepte strikt zu trennen. Während Bitcoin eine öffentliche, anonyme und hochvolatile digitale Währung ist, sind die in der Lieferkette eingesetzten Blockchains in der Regel private, genehmigungsbasierte (permissioned) Netzwerke. Hier sind die Teilnehmer bekannt und verifiziert, und die Regeln werden vom Konsortium festgelegt – das genaue Gegenteil der anarchischen Welt der Kryptowährungen.
Experten bevorzugen im Unternehmenskontext oft den neutraleren Begriff „Distributed Ledger Technologie“ (DLT), um die Technologie vom Hype um Kryptowährungen abzugrenzen. Wie die Weissenberg Group treffend formuliert:
Die Blockchain-Technologie, die zu den Distributed Ledger Technologien gehört, ist ein dezentrales Register. Der Begriff wird im deutschen Unternehmenskontext oft bevorzugt, da er technischer und weniger mit dem ‚Hype‘ um Kryptowährungen behaftet ist.
– Weissenberg Group, Supply Chain Management Analyse
Ein herausragendes Beispiel für den nicht-spekulativen Einsatz ist das deutsche Catena-X Konsortium. Hier haben sich die Giganten der deutschen Automobilindustrie wie BMW, Mercedes-Benz, SAP und Bosch zusammengeschlossen, um einen sicheren und standardisierten Datenraum für ihre Lieferketten zu schaffen. Das Ziel ist nicht, eine neue Währung zu schaffen, sondern die lückenlose Rückverfolgbarkeit von Bauteilen zu gewährleisten, CO2-Fußabdrücke zu dokumentieren und die Einhaltung von Standards wie dem LkSG sicherzustellen. Laut einer Analyse von PwC hat die Blockchain hier riesiges Potenzial, um Vertrauen, Sicherheit und Geschwindigkeit in komplexen Lieferketten radikal zu verbessern. Der Fokus liegt klar auf industrieller Effizienz und Risikomanagement, nicht auf finanzieller Spekulation.
Wann werden Zollabfertigungen durch Blockchain vollautomatisch in Sekunden passieren?
Die Zollabfertigung ist einer der größten Flaschenhälse im globalen Handel. Fehlende Dokumente, falsche Tarifnummern oder manuelle Prüfungen können einen LKW tagelang an der Grenze festhalten. Die Blockchain hat das Potenzial, diesen Prozess von Tagen auf Sekunden zu reduzieren. Die Vision ist ein System, in dem alle für den Zoll relevanten Dokumente – Handelsrechnung, Ursprungszeugnis, Frachtpapiere, Konformitätserklärungen – bereits während des Transports manipulationssicher auf der Blockchain hinterlegt werden. Bei Ankunft an der Grenze gleicht das System des Zolls die Daten automatisch mit der physischen Lieferung (z. B. über einen gescannten Container-Code) ab und erteilt die Freigabe vollautomatisch.
Diese Vision ist keine ferne Zukunftsmusik mehr. Die Deutsche Post DHL Group hat bis 2025 ein Budget von 100 Millionen Euro für die Implementierung von Blockchain-Anwendungen bereitgestellt. In Kooperation mit dem Zolldienstleister Gerlach Customs werden bereits aktiv Projekte erforscht, die genau dieses Ziel verfolgen. Ein konkretes Pilotprojekt betrifft die weltweite Versorgung des Automobilherstellers Nissan mit Ersatzteilen, bei der die Blockchain für eine reibungslose und schnelle Abwicklung sorgt.
Die technologische Grundlage ist die Schaffung eines „Single Source of Truth“ (einer einzigen, verlässlichen Datenquelle). Statt dass jede Partei (Exporteur, Spediteur, Importeur, Zoll) ihre eigene Version der Dokumente pflegt, greifen alle auf denselben, kryptografisch gesicherten Datensatz auf der Blockchain zu. Jede Änderung wird als neue Transaktion angehängt, ohne die alte zu überschreiben, was eine lückenlose und revisionssichere Historie schafft.
Die Automatisierung des Zolls wird nicht über Nacht geschehen, da sie eine enge Zusammenarbeit zwischen Unternehmen und Behörden auf internationaler Ebene erfordert. Doch die Weichen sind gestellt.

Wie dieses Bild andeutet, geht es darum, die physischen Ströme von Containern und Waren mit digitalen, vernetzten Informationspfaden zu synchronisieren. Sobald die regulatorischen Rahmenbedingungen geschaffen sind, wird die vollautomatische Zollabfertigung zur Realität werden und den globalen Handel grundlegend verändern.
Letter of Credit: Wie garantieren Sie, dass das Geld fließt, wenn die Ware den Hafen verlässt?
Das Akkreditiv (Letter of Credit, L/C) ist das klassische Instrument zur Absicherung von Zahlungen im internationalen Handel. Es ist jedoch ein notorisch langsamer, teurer und papierintensiver Prozess, der für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) oft eine hohe Hürde darstellt. Die Bearbeitung kann 7 bis 14 Tage dauern, und die Kosten belaufen sich auf 1-8% des Transaktionswertes, da Banken Dokumente manuell prüfen und hohe Gebühren für die Risikoübernahme verlangen. Das größte Risiko bleibt die Dokumentenfälschung, die selbst erfahrene Bankmitarbeiter täuschen kann.
Hier setzt das Blockchain-basierte elektronische Akkreditiv (e-L/C) an. Plattformen wie we.trade oder das Marco Polo Network, an denen große Bankenkonsortien beteiligt sind, digitalisieren und automatisieren diesen Prozess mithilfe von Smart Contracts. Die Logik ist dieselbe wie beim physischen Warenempfang: Sobald die Reederei per digitaler Signatur bestätigt, dass die Ware an Bord ist (Bill of Lading), wird dies in der Blockchain vermerkt. Der Smart Contract prüft diese Bedingung und löst die Zahlung von der Bank des Importeurs an die Bank des Exporteurs aus – oder gibt zumindest die Zahlungsgarantie unwiderruflich frei.
Die Vorteile sind signifikant. Die Bearbeitungszeit sinkt auf 24-48 Stunden, die Kosten können auf 0,1-1% des Transaktionswerts reduziert werden und das Betrugsrisiko durch Dokumentenfälschung wird durch die kryptografische Sicherheit der Blockchain praktisch eliminiert. Der Onboarding-Prozess für neue Lieferanten, oft ein manueller und zeitaufwändiger Vorgang, wird durch einen nicht veränderbaren Datensatz auf der Blockchain ebenfalls beschleunigt.
Die folgende Tabelle stellt die beiden Systeme gegenüber und zeigt, warum das e-L/C die Zukunft der Handelsfinanzierung ist:
| Aspekt | Traditionelles L/C | Blockchain e-L/C |
|---|---|---|
| Bearbeitungszeit | 7-14 Tage | 24-48 Stunden |
| Dokumentenprüfung | Manuell, papierbasiert | Automatisch, digital |
| Kosten | 1-8% des Transaktionswerts | 0,1-1% des Transaktionswerts |
| Betrugsrisiko | Hoch (Dokumentenfälschung) | Minimal (Kryptographie) |
| KMU-Zugang | Eingeschränkt | Verbessert |
Die Fehler bei der Ausfuhranmeldung, die Ihren LKW 3 Tage an der Grenze festhalten
Ein kleiner Fehler in der Ausfuhranmeldung kann eine Kaskade von Problemen auslösen: Verzögerungen, Lagerkosten, Vertragsstrafen und im schlimmsten Fall die Beschlagnahmung der Ware. Für Logistik-Manager sind diese Fehler ein Albtraum, da sie oft auf menschlichem Versagen beruhen und schwer zu kontrollieren sind. Typische Fehlerquellen sind eine falsche Zolltarifnummer (HS-Code), ein fehlendes oder ungültiges Ursprungszeugnis oder Unstimmigkeiten zwischen Rechnung, Packliste und Anmeldung.
Die Blockchain wirkt hier präventiv, indem sie eine digitale Vorab-Validierung ermöglicht. Anstatt die Daten erst an der Grenze zu prüfen, werden sie bereits bei der Erstellung in der Blockchain gegen vordefinierte Regeln (z. B. gültige HS-Codes für bestimmte Produkte) geprüft. Ein Smart Contract kann so konfiguriert werden, dass eine Ausfuhranmeldung nur dann erstellt oder an den Zoll übermittelt wird, wenn alle erforderlichen Dokumente digital vorliegen und plausibel sind. Dies verlagert die Fehlerprüfung von der kritischen Phase an der Grenze in einen unkritischen, digitalen Vorbereitungsschritt.
Dieses Thema gewinnt durch das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) zusätzlich an Brisanz. Ab dem 1. Januar 2024 gilt das Gesetz für alle in Deutschland ansässigen Unternehmen ab 1.000 Mitarbeitenden. Eine fehlerhafte Ausfuhranmeldung, die auf mangelnde Sorgfalt bei der Dokumentation eines Zulieferers zurückzuführen ist, kann schnell als Verstoß gegen das LkSG gewertet werden. Die Blockchain dient hier als lückenlose Beweiskette, die dokumentiert, dass alle Prüfungen korrekt und zum richtigen Zeitpunkt durchgeführt wurden. Sie schafft eine revisionssichere „Single Source of Truth“, die im Falle einer Prüfung durch das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) vorgelegt werden kann und das persönliche Haftungsrisiko des Managements minimiert.
Das Wichtigste in Kürze
- Sicherheitsfokus: Betrachten Sie Blockchain primär als Werkzeug zur Schaffung einer gerichtsverwertbaren Beweiskette, nicht nur für Transparenz.
- LkSG-Relevanz: Die Unveränderbarkeit der Blockchain ist Ihre stärkste Verteidigungslinie, um die Einhaltung des Lieferkettengesetzes nachzuweisen und Haftungsrisiken zu minimieren.
- Automatisierungspotenzial: Smart Contracts sind der Schlüssel zur Eliminierung manueller Fehler und zur drastischen Beschleunigung von Prozessen wie Zahlung und Zollabfertigung.
Wie überleben kleine Zulieferer den Wegfall des Verbrennungsmotors bis 2035?
Für viele kleine und mittlere Zulieferer (KMU) in der deutschen Automobilindustrie ist das EU-weite Aus für den Verbrennungsmotor ab 2035 eine existenzielle Bedrohung. Ihr gesamtes Geschäftsmodell ist auf Komponenten ausgerichtet, die bald nicht mehr gebraucht werden. Das Überleben hängt von der Fähigkeit ab, sich neu zu erfinden und in neue Märkte wie Elektromobilität, Wasserstofftechnologie oder nachhaltige Materialien vorzustoßen. Doch wie kann ein kleiner Zulieferer gegenüber globalen Giganten seine Qualität und Innovationskraft beweisen?
Die Blockchain bietet hier eine unerwartete Chance. Sie ermöglicht es KMU, ihre Prozesse und die Qualität ihrer neuen Produkte lückenlos und fälschungssicher zu dokumentieren. Ein Zulieferer für Batteriezellen kann beispielsweise die Herkunft seiner Rohstoffe (z. B. kobaltfrei), die Einhaltung von Umweltstandards bei der Produktion und die Testergebnisse jeder einzelnen Zelle in der Blockchain festhalten. Diese transparente und unveränderbare Qualitäts-DNA wird zu einem entscheidenden Wettbewerbsvorteil, um das Vertrauen großer OEMs zu gewinnen.
Das Beispiel von KAYA&KATO, einem Hersteller von nachhaltiger Arbeitskleidung, zeigt, wie dies funktioniert. Mithilfe einer Blockchain-Plattform lässt sich die gesamte Wertschöpfungskette eines Textils mit wenigen Klicks abbilden. Diese Fähigkeit, Nachhaltigkeit und Qualität zu beweisen, erschließt dem Unternehmen neue Märkte und Kundengruppen, die bereit sind, für verifizierte Standards mehr zu bezahlen. Für einen Automobilzulieferer könnte dies bedeuten, den exakten Recyclinganteil in einem neuen Bauteil gemäß der EU-Batterieverordnung nachzuweisen oder die Leistungsfähigkeit seiner Wasserstoffkomponenten zu garantieren.
Ihr Aktionsplan: Blockchain als KMU-Überlebensstrategie
- Qualitätsnachweis schaffen: Nutzen Sie die Blockchain, um die Qualität und Herkunft Ihrer neuen Produkte (z.B. Batteriezellen, Wasserstoffkomponenten) fälschungssicher zu dokumentieren.
- Compliance automatisieren: Integrieren Sie Blockchain, um Compliance-Prozesse (z.B. LkSG, EU-Batterieverordnung) zu automatisieren und so die administrativen Kosten drastisch zu senken.
- Branchen-Konsortien beitreten: Engagieren Sie sich in Netzwerken wie Catena-X, um von standardisierten Prozessen zu profitieren und die Kompatibilität mit großen OEMs sicherzustellen.
- Neue Geschäftsmodelle entwickeln: Bieten Sie „Produkt-als-Dienstleistung“ an, bei dem die Blockchain die Nutzung und Wartung eines Bauteils über seinen Lebenszyklus hinweg verfolgt und abrechnet.
- Recyclingquoten beweisen: Setzen Sie die Technologie ein, um Recyclinganteile und die Kreislaufwirtschaftsfähigkeit Ihrer Produkte gemäß neuer EU-Verordnungen nachzuweisen.
Die Sicherung Ihrer Lieferkette in einer Welt voller Fälschungen und wachsender regulatorischer Anforderungen ist keine Option mehr, sondern eine Notwendigkeit. Beginnen Sie noch heute damit, das Potenzial der Blockchain für die Absicherung Ihrer Produkte und die Minimierung Ihrer Haftungsrisiken zu evaluieren. Machen Sie Ihre Compliance-Strategie zukunftssicher.